Auf dieser Seite finden Sie viele Informationen über die über 300-jährige Geschichte und aktuellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hof-Apotheke.
Viel gibt es zu erzählen über die Hof-Apotheke, die bereits im Jahre 1716 in Homburg gegründet wurde. Um Ihnen die Geschichte etwas näherzubringen, haben wir unsere Historie für Sie aufbereitet.
Lesen Sie alles über die Gründung, das Privileg, 117 Jahre Familie Müller, Hölderlin und den Hof-Apotheker, Verlegung in die Louisenstrasse, die Thurquet´sche Badeanstalt, die Ära Rüdiger, Hofapotheker, Politiker, Kaiserfreund, den Brunnen-Versand, neue Medikamente, die Nachfolger, Abriss und Aufbau sowie die Krankenhausversorgung.
Die Hof-Apotheke verdankt ihre Gründung Landgraf Friedrich III. Jacob von Hessen-Homburg, dem Sohn Friedrichs II. „mit dem silbernen Bein“.
Die Entscheidung, in dem knapp 1.200 Einwohner zählenden Städtchen neben der bereits bestehenden Officin „Zum Engel“ eine weitere Apotheke zu genehmigen, hatten das vorige Landgrafenpaar und die Stadtväter bereits getroffen, doch verzögerte sich das Vorhaben. Erst 1716 bewarb sich der aus dem Württembergischen kommende Apotheker Zacharias Müller um ein Privileg in Homburg.
Vor der Bewilligung wurde ihm auferlegt, in der „Neustadt“, dem im Aufbau befindlichen Wohnviertel für Hofbeamte, ein kombiniertes Wohn- und Geschäftshaus zu errichten.
Müller erwarb ein Grundstück in der Dorotheenstrasse mit der heutigen Nummer 10 und begann sofort mit dem Bau. Das zweigeschossige Haus mit dem Mansardendach kostete 3.000 Gulden und entsprach seiner vornehmen Umgebung und der Nähe des Schlosses.
Das vom Landgrafen unterzeichnete Privileg (ein Erlaubnis- und Vergünstigungsbrief) vom 16. September 1716 legte in sechs Punkten Pflichten und Rechte des „Hof-, Stadt- und Land-Apothekers“ und seiner Nachkommen in der damals üblichen Weise fest. Der Name wies auf den weiten Wirkungsradius hin:
Außer dem landgräflichen Hof gehörten die Residenzstadt Homburg und das Land Hessen-Homburg mit seinen sechs Amtsdörfern dazu. Die zusätzliche Bezeichnung „Zum Schwanen“ hielt sich bis in die neuere Zeit.
Müller war verpflichtet, „aus guten und frischen Substanzen tüchtige Artzneyen“ herzustellen und vorrätig zu halten. Die vom Leib- und Hofarzt verschriebenen Medikamente „vor uns, und unsere Gemahlin und Prinzen und Prinzessinnen“ musste er selbst ins Schloss bringen – so wollte es der Fürst. Die Preise richteten sich nach der Frankfurter Gebührenordnung. Weiter hieß es, dass „kein Barbier oder Bader, auch sonst keine Privatpersonen und Weibsbilder, sie mögen seyn wer sie wollen“, Medikamente, Kräuter oder Wurzeln in der Stadt verkaufen durften. Auf diese Weise wollte der Landesherr die Quacksalberei einschränken und die Gesundheit seiner Untertanen heben, ein in der Zeit der grassierenden Seuchen wie Pest oder Typhus schwieriges Unterfangen. Dem Apotheker verhalf dieses Verbot zu einem geregelten Einkommen.
Ein anderer Punkt des Privileges war zur weiteren Existenz-Sicherung der neuen Apotheke gedacht, rief aber in Homburg Unruhe hervor: Da der Landgraf die Wirtschaftlichkeit von zwei Apotheken bezweifelte und befürchtete, den Patienten könnten deshalb „unvertriebene alte Wahren“ verabreicht werden, sollte die Engel-Apotheke in der Altstadt nach dem Ableben des gegenwärtigen Besitzers „völlig weg gethan und cassirt werden“. Als dieser Fall 1728 eintrat, pochte Müller vergebens auf die Vereinbarung. Der Landgraf war nun der Meinung, die Residenz mit ihrer stetig wachsenden Neustadt böte Raum und Verdienst für zwei dieser Einrichtungen. 225 Jahre lang blieben sie die einzigen im Bad Homburger Stadtgebiet.
Nach den Gesetzen der Zeit bestätigte jeder neue Landesherr das ursprüngliche Privileg und konnte dabei zusätzliche Klauseln aufnehmen. So war 1833 ausdrücklich untersagt, die Apotheke an einen Arzt zu verkaufen. Für die Hof-Apotheke existierten bis 1866 insgesamt 11 Privilegien, von denen aber keines im Original erhalten ist. Nachdem Homburg 1866 preußisch wurde, regelte ein Besitzrahmenpatent der neuen Regierung die Privatrechte der Apotheker und erkannte ihre alten Rechte an.
Der erste Hof-Apotheker Zacharias Müller hatte 25 Jahre lang kaum sein Auskommen und wandte sich immer wieder an den Fürsten mit der Bitte, die ihm zugesagten Vereinbarungen einzuhalten. Später besserte sich seine Lage; sein Sohn Johann Friedrich Wilhelm konnte 1746 den Doktortitel der Medizin erwerben und brachte es zum Hofrat und Leibarzt, behielt aber die Apotheke.
In den nächsten Generationen erreichte Georg Friedrich Wilhelm Müller die Position eines Amtsarztes. In dieser Eigenschaft war er 1808 für die Pockenimpfung aller Ortschaften der Landgrafschaft Hessen-Homburg sowie für Petterweil, Rödelheim und Praunheim zuständig. Den Impfstoff lieferte sicher die eigene Apotheke. Durch ein besonderes Ereignis ging der Name dieses Mannes in die deutsche Geistesgeschichte ein: Er behandelte den Dichter Friedrich Hölderlin.
Bei seinem ersten Aufenthalt von 1798 – 1800 berichtete Hölderlin in uns überlieferten Briefen von seinem Leben in Homburg. Unter seinen wenigen Bekannten war Dr. Müller, den er wie folgt beschreibt:
„Am hiesigen Arzt habe ich eine gar gute Bekanntschaft gewonnen, es ist ein immer heiterer, treuherziger Mann, der einem wenigstens auf Augenblicke schon durch sein gesundes und menschenfreundliches Gesicht helfen kann. Er ist der Mann für alle Hypochonder„. („Schwermütigkeit“ war die deutsche Bezeichnung dieser Krankheit.)
Als Hölderlin 1804 nach Homburg zurückkehrte, suchte Dr. Müller den jetzt in seiner Nachbarschaft Wohnenden auf. Er hatte gehört, der junge Mann sei wahnsinnig, und diese Meinung bestätigte er nach der Untersuchung. Sofern er Medikamente verordnete, kamen sie natürlich aus seiner Apotheke.
Nach der Verhaftung des Hölderlinfreundes Sinclair wegen revolutionärer Umtriebe und angeblichen Hochverrats verlangte die Stuttgarter Untersuchungs-Kommission ein ärztliches Gutachten über den Geisteszustand des ebenfalls unter Verdacht stehenden Hölderlin. Am 9. April 1805 berichtete der Hof-Apotheker, Hölderlin sei zerrüttet, sein Wahnsinn in Raserei übergegangen. Dieser Bericht bewirkte, dass der Dichter nicht ausgeliefert wurde.
Gleich seinem Vater war auch Carl August Wilhelm Müller Apotheker, Landgräflicher Hofrat und Leibarzt, als er 1824 die Officin übernahm. Mit ihm beginnt die bis in unsere Tage dauernde Verbindung der Hof-Apotheker mit Homburgs Badewesen.
In Homburg gingen seit der Verheiratung des Erbprinzen mit der reichen englischen Königstochter Elisabeth ab 1820 große Veränderungen vor sich. In der Stadt begann eine bis dahin nicht gekannte Bautätigkeit, der Handel florierte, die Hofhaltung gewann an Glanz. Dr. Müller beschloss, seine Apotheke aus dem 100 Jahre alten Gebäude in der Dorotheenstrasse in die Hauptstraße zu verlegen.
Nach einer verschollenen, nur noch durch wenige Zitate bekannten Schrift über die Apotheke aus dem Jahr 1930 erstellte er zugleich daneben, um einige Meter zurückversetzt, eine kleine Badeanstalt. Das lässt auf eine bemerkenswerte Voraussicht künftiger Entwicklungen schließen, denn zu diesem Zeitpunkt war Homburg noch eine recht unbedeutende Stadt.
Die Entdeckung der Heilquelle, des Ludwig Brunnens von 1809, wies kaum auf das spätere Heilbad hin.
1829 bezog er das stattliche, drei Stockwerke hohe Haus Louisenstrasse 55 an der Ecke zum Waisenhausplatz, das auch heute noch die Anschrift der Hof-Apotheke ist.
Carl Müller glaubte wohl bald selbst nicht mehr daran, sonst hätte er sich nicht zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Nachdem er die Apotheke am 14. April 1833 für 28.000 Gulden verkauft hatte, wanderte er gleich vielen anderen Homburgern nach Amerika aus. Bereits nach acht Monaten kehrte er enttäuscht zurück, erlebte 1834 die Wiederentdeckung einer Quelle, des Elisabethen-Brunnens und den Aufstieg seiner Heimatstadt zum Bad. Hier spielte er in der 1837 gegründeten „Landgräflichen Brunnenverwaltung“ eine bedeutende Rolle als Verantwortlicher für den Vertrieb der Elisabethenquelle, einschließlich der Schaffung auswärtiger Depots und der gesamten Werbung. Er verfasste selbst Schriften über die Wirksamkeit der Homburger Mineralwasser und übersetzte sie ins Englische und Französische. Als Brunneninspektor war er für alle Füll- und Lagerräume, deren technische Apparate und das Personal zuständig. Der frühere Hof-Apotheker gehörte zu der kleinen Gruppe, aus der später die Kurverwaltung entstand.
Auch der neue Besitzer, der aus Mainz stammende Jacob Leonhard Thuquet, war an den Bemühungen des Landgrafen beteiligt, Homburg zu einem bekannten Bad zu machen und den Gästen etwas zu bieten. Wegen der geringen öffentlichen Mittel war Privatinitiative gefragt. Thuquet vergrößerte bald nach 1833 die von seinem Vorgänger erbaute Bade-Einrichtung und verabreichte hier Bäder mit Zusätzen von Kohlensäure, Schwefel oder Kräutern und russische Dampfbäder. Im ersten Jahr waren es bereits 1.500 Anwendungen, eine erstaunliche Zahl bei nur insgesamt 155 Kurgästen. Nach der Eröffnung eines großen öffentlichen Badehauses rentierte sich seine Anstalt nicht mehr und wurde später abgerissen.
Von 1850 bis 1958 gehörte die Hof-Apotheke der Familie Rüdiger. Die meisten männlichen Mitglieder erwählten den Apotheker-Beruf und führten ihn auch im eigenen Betrieb aus; in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg waren hier vier Rüdigers zur gleichen Zeit tätig.
Am 1. August 1850 hatte Adolph Friedrich Rüdiger aus Herzberg im Harz die Apotheke gekauft. Seine sorgfältige Ausbildung, sein Spezialgebiet, die Pharmakognosie (Lehre von den pflanzlichen Arzneimitteln) und sein Bildungsstand verhalfen ihm zu einer angesehenen Stellung in der sich zu einem exklusiven Kurbad entwickelnden Stadt. Er erlebte drei Landesherren, war nacheinander Landgräflich Hessischer, Großherzoglich Hessischer und Königlich-Preußischer Hof-Apotheker.
Auch fürstliche Kurgäste ernannten ihn zum Hoflieferanten, daher durfte er in seinem Geschäftslokal drei Schilder mit den Wappen dieser Länder anbringen. Seit 1960 gehören sie zum Bestand des Deutschen Apotheken-Museums im Heidelberger Schloss. Als er 1876 starb, war sein ältester Sohn noch in der Ausbildung und konnte erst später die Nachfolge antreten.
Durch den Bau des Kurhauses und vieler großer Hotels in der Louisenstrasse war die Lage der „Hof-Apotheke zum Schwanen“ geradezu ideal geworden. Beim Besitzerwechsel von 1850 zählte die Stadt 5.000 Einwohner, zu denen 7.000 Kur fremde kamen. Die überwiegend vermögenden Gäste, viele von ihnen aus dem europäischen Hochadel, zählten zu den Kunden der Hof-Apotheke.
Der Stil des Hauses im schlichten bürgerlichen Barock passte nicht mehr zum gehobenen Standard, zum neuen Kurhaus und den immer prächtiger werdenden Hotels. Die jetzt an der Fassade vorgenommenen Veränderungen durch klassizistische Elemente gaben ihm ein gediegenes, vornehm-zurückhaltendes Aussehen. In Richtung Waisenhausplatz entstand ein einfacher Seitenflügel.
Dr. Adolf Rüdiger (1853-1923) war ein Mensch von großem Tatendrang und Optimismus, vielseitig engagiert und geschäftstüchtig. Neben der Hof-Apotheke leitete er von 1889 bis 1921 den Brunnenversand der Homburger Heilquellen, gründete die Firma „Dr. Adolf Rüdiger, Herstellung und Vertrieb chemisch-pharmazeutischer Präparate“ und betätigte sich als Kommunalpolitiker. Er gehörte zu den wenigen bürgerlichen Freunden des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II.
Die sorgfältige Vorbereitung auf seinen Beruf führte ihn zum Studium nach Heidelberg und Würzburg, anschließend zur praktischen Ausbildung nach England und in die chemische Abteilung des Reichsgesundheitsamtes Berlin. Das Homburger Adressbuch führte ihn als „Nahrungsmittel-Chemiker“.
Eine überlieferte Beschreibung der königlichen Hof-Apotheke gibt uns ein anschauliches Bild von ihrem Aussehen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Anregend auf die Fantasie wirkte schon die Schaufensterdekoration: Hier standen nur zwei große Flaschen, eine mit roter, die andere mit grüner Flüssigkeit gefüllt. Im Innenraum konnten die Kunden auf zwei langen Bänken mit Rohrgeflecht sitzen, bis die Medikamente in einem der hinteren Arbeitsräume zubereitet waren. Die bis zur Decke reichenden Regale waren mit Flaschen aller Größen angefüllt. Diese ehrfurchtgebietende Atmosphäre ließ die Kunden nur mit halblauter Stimme sprechen.
Es war in der ganzen Stadt bekannt, dass Kaiser Wilhelm den Hof-Apotheker zu seinen besten Homburger Freunden zählte. Ging Wilhelm II. zu Fuß durch die Louisenstrasse, so führte sein Weg bestimmt am Haus Nr. 55 vorbei. Ein Zeitgenosse erinnerte sich: „Sobald er die Apotheke erreichte, erschien Dr. Rüdiger mit seinem schwarzen Morgenanzug, mit hohem steifen Hut in der offenen Tür, in seiner rechten Hand einen schwarzen Spazierstock mit silbernem Griff. Ohne den geringsten Aufenthalt, fast mit einer militärischen Rechtswendung, schloss er sich an die Seite Wilhelms der kaiserlichen Spaziergängertruppe an. Das Ziel war meist der Kurpark mit dem anliegenden Hardtwald. Wie man hörte, begrüßte Wilhelm seinen Freund mit den Worten: Rüdiger, guten Morgen!“
Dr. Rüdiger war den Umgang mit „Allerhöchsten Herrschaften“ gewohnt, die Bezeichnung „Hof-Apotheker“ hatte bei ihm noch die ursprüngliche Bedeutung, Mitglieder des Hofes zu betreuen, an ihrer Spitze die deutschen Kaiser und ihre Frauen. Kaiserin Augusta bestellte 1885 ihren gesamten Bedarf an Arzneimitteln bei ihm und ließ sie in ihre Schlösser Berlin und Babelsberg sowie nach Baden und Koblenz schicken. Der Ruf der Apotheke war so gestiegen, dass viele auswärtige Kunden ihre Medikamente von hier per Postsendung bezogen.
Der Vertrieb der Heilquellen hatte seit 1873 in den Händen der Stadt gelegen. Am 1. Januar 1889 übernahm Dr. Rüdiger den Versand der fünf Mineralquellen, die Ausnutzung der Quellenprodukte in Form von Salz und des Tonschlamms. Im alten Brunnenversandhaus Proworoffstraße 2 (heute am Elisabethenbrunnen) arbeitete auch sein Unternehmen. 72 Hauptniederlassungen in Deutschland und Österreich waren in das Verteilernetz eingespannt. Allein im Jahr 1914 gingen 125.000 Flaschen zu je 1 Liter Inhalt an die Besteller.
Aus einem Brief des kaiserlichen Hofmarschalls vom 2. Mai 1889
Aus dem Elisabethenbrunnen wurde durch Eindampfen das „Homburger Salz“ als Abführmittel gewonnen, ebenso die Grundsubstanz für die „Homburger Mineral-Pastillen“, ein gutes Mittel bei Husten und Heiserkeit. Bei Erkältungen half auch das „Kaiser-Quellsalz“ aus dem Kaiserbrunnen. Außerdem war „Homburger Fichtennadel-Extract“ gegen Gicht und Rheuma sowie „Homburger Bade-Salz“ auf dem Markt.
Wer heute gegen Fieber und Schmerzen „Treupelsche Tabletten“ kauft oder für Bäder, Spülungen und Pinselungen den Kamille-Gesamtauszug „Kamillosan“ verwendet, ahnt wohl kaum, dass beide Medikamente eng mit der Hof-Apotheke verbunden sind.
Bei der Erprobung seiner Tabletten arbeitete der Arzt Prof. Gustav Treupel vom Heilig-Geist-Hospital in Frankfurt am Main mit Dr. Rüdiger zusammen. Als das Präparat 1910 auf den Markt kam, übernahm er den Vertrieb.
Der Initiator bei der Gründung der „Chemisch-Pharmazeutischen Aktiengesellschaft Bad Homburg“ mit Sitz Dorotheenstrasse 45 war Dr. Rüdiger. Ihr Direktor Arthur Abelmann übernahm die Rechte zur Herstellung der Treupelschen Tabletten. Die Firma siedelte mit dem Namen „Chemiewerk Homburg“ 1927 nach Frankfurt am Main über und gehört heute, nach mehrfacher Modifizierung, zur Degussa AG.
Die Hof-Apotheke war auch maßgeblich an der Entwicklung und Erprobung eines anderen Präparates beteiligt. Es war Kamillosan, das erste stabilisierte und standardisierte Kamillenpräparat, das bereits 70 Jahre im Handel ist.
Nach 32 erfolgreichen Jahren wollte Rüdiger den Wasserversand der Homburger Heilquellen abgeben und vermittelte die Übernahme durch die Chemisch-Pharmazeutische AG. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates machte er hier bis zu seinem Tod 1923 seinen Einfluss geltend.
Für seine Söhne war die Berufswahl kein Problem: Sie übernahmen die Apotheke gemeinsam; Hermann bis zu seinem Tod 1954, Dr. Adolf Rüdiger bis Anfang 1958. Mit ihm schied der Name Rüdiger aus der Geschichte der Hof-Apotheke nach über 100 Jahren aus. Der 1967 Verstorbene ist, wie seine Vorfahren, auf dem ev. Friedhof am Untertor beigesetzt.
Die Hof-Apotheke war in einem sanierungs- und renovierungsbedürftigen Zustand, als der Apotheker Wolfgang Dietrich sie ab 1. April 1958 zunächst auf fünf Jahre pachtete.
Die sofort vorgenommene Verbesserung der Lager- und Arbeitsräume war nur der Anfang eines gründlichen Umbaus, dessen Planung begann, als die Pachtverlängerung auf die Dauer von 25 Jahren feststand.
1960/61 entstand eine den Anforderungen der Zeit entsprechende Offizin mit neuer Ausstattung für Verkaufsraum, Labor und Lager. Ein anderer Haupteingang mit Zugang von der Louisenstrasse und dem Waisenhausplatz war durch die Veränderung der Innenräume notwendig geworden. Der direkt unter dem Balkon an der Louisenstrasse liegende, über einige Treppenstufen zu erreichende alte Eingang blieb als Seitentüre zum Ladenraum erhalten.
1971 erfolgte die Trennung der Hof-Apotheke vom Gebäude, in dem sie untergebracht war. Die Erbengemeinschaft Rüdiger verkaufte das Haus an eine Grundstücksgesellschaft und die Apotheke an den bisherigen Pächter Dietrich. Aus Gesundheitsgründen verkaufte dieser sie am 1. Februar 1983 an Dr. Dieter Steinbach.
Noch im selben Jahr wurde im Einvernehmen mit den neuen Grundstückseigentümern wurde der gesamte Gebäudekomplex Louisenstrasse / Ecke Waisenhausplatz abgerissen und durch einen historisch getreuen Neubau ersetzt. Dies zwang zur vorübergehenden Verlegung der Apotheke. Ab 5. Dezember 1983 waren die Räume der ehemaligen Ludwigs-Apotheke in der Ludwigsstrasse 10 das Ausweichquartier.
Noch vor dem festgesetzten Abriss schreckte ein Brand des bereits geräumten Anwesens am 15. Februar 1984 die Stadt auf; der Brandstifter konnte ermittelt werden. Nach der Beseitigung des Hauses begann der Neubau im Mai 1984. Das 16 Mio. DM teure Objekt wurde zu einem Schwerpunkt innerstädtischer Architektur. Obwohl jetzt in der Louisenstrasse ein einziges langgestrecktes Gebäude entstand, vermitteln unterschiedliche Dachformen und die Gliederung der Fassade den Eindruck von drei Häusern.
Am 15. Juli 1985 konnte die traditionsreiche und zugleich neue Hof-Apotheke wieder eröffnet werden.
Von 1983 bis 2010 war die Hof-Apotheke im Bereich der Krankenhausversorgung tätig.
Bereits nach der Übernahme der Apotheke durch Dr. Steinbach machte die sehr rasche Entwicklung des neuen Aufgabengebietes der Krankenhausversorgung es notwendig, die Apotheke in zwei Abteilungen zu gliedern und der Offizin ein eigenes Team zuzuordnen, das von Frau Apothekerin Doris Schartmann geleitet wird.
Die lange Tradition der Hof-Apotheker bei ihrem Wirken für das Kurwesen der Stadt führt Dr. Steinbach fort. Als amtlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der IHK Frankfurt für die Qualitätsbeurteilung von Arzneimitteln ist er Kontroll- und Herstellungsleiter der Kur- und Kongress GmbH für die Qualität und Reinheit der natürlichen Heilwässer aus den Brunnen des Stadtgebietes.
Auch die standespolitischen Aktivitäten früherer Inhaber der Apotheke werden von ihm fortgeführt. So ist Dr. Steinbach Mitglied in den Vorständen verschiedener Berufsvereinigungen der Apotheker. Herausragend hierbei ist seine Tätigkeit für die Féderation internationale Pharmaceutique (FIP), des pharmazeutischen Weltverbandes, deren Präsident er 1994-1998 war.
Sie ist heute – wie in früheren Zeiten – eine der großen Apotheken Hessens, deren Wirkungskreis über die Grenzen der Stadt Bad Homburg hinausgeht.
Über viele Jahre hinweg hat die Hof-Apotheke zeitweise bis zu 20 Kliniken im Umkreis mit Arzneimittel versorgt.
Von 1. Januar 2007 bis 1. Mai 2021 führte Frau Apothekerin Doris Schartmann die Hof-Apotheke.
Im Jahr 2008 führte Frau Schartmann umfangreiche Umbaumaßnahmen in der Offizin durch. Die neue, helle Einrichtung gewährleistet eine vertrauliche Beratung. Durch den Einbau eines ROWA-Kommissionierautomaten wurde die Lagerhaltung optimiert und es werden sehr viel mehr Arzneimittel vorrätig gehalten. Das automatische Anliefern der Arzneimittel an den Handverkaufstich lässt dem Team mehr Zeit für die Beratung.
Die lange Tradition der Hof-Apotheke bei ihrem Wirken für das Kurwesen der Stadt Bad Homburg führte Frau Schartmann fort. Sie war Kontrollleiterin der Kur- und Kongress-GmbH für die Qualität und Reinheit der natürlichen Heilwässer aus den Brunnen des Stadtgebietes.
Abschließend kann gesagt werden, dass die Hof-Apotheke auch heute noch den Verpflichtungen einer traditionsreichen Apotheke gerecht wird und zugleich alle Anforderungen, die heute an ein modernes Unternehmen gestellt werden, erfüllt.